Studienwochenende in Benediktbeuern

Veröffentlicht am: 18. April 2019

Studienwochenende zum Jahresleitgedanken in Benediktbeuern

Zum Studienwochenende vom 22. – 24. März 2019 kamen 16 Personen in die Jugendherberge „Miriam“ der Don Bosco Schwestern in der Nähe des Klosters Benediktbeuern. Dort hatte das Wochenende schon in den letzten Jahren stattgefunden. Von weit her waren Anja Leuwer und Doris Landin sowie Pater Heinz Menz angereist, die uns durch das Studienwochenende mit Impulsen und Gedanken leiteten. Doris hatte eine liebevolle und ausdrucksstarke „Mitte“ gestaltet, auf die viele von uns beim Singen und Zuhören schauen und sich vertiefen konnten. Zur Freude aller war Carolin Kaiser erstmals unter uns, die durch die salesianische Niederlassung in Calhorn von Kind auf mit Don Bosco verbunden ist, in Benediktbeuern studierte, jetzt  Religionspädagogin in Mittenwald ist und erwartungsvoll auf die SMDB blickt.

 „Die Heiligkeit auch für dich“

Nach einer Vorstellungsrunde, in der sich zeigte, dass viele der Teilnehmer schon Jahrzehnte lang durch die Salesianer Don Boscos und ihre Einrichtungen geprägt sind, als Lehrer und Sozialpädagogen ihre Lebenskraft und Liebe den anvertrauten Kindern und Jugendlichen widmeten, versammelten wir uns um einen Tisch, auf dem Anja  Bilder von Heiligen ausgebreitet hatte. Neben Maria, Anna, Josef, Mutter Theresa, Monika und Elisabeth lagen auch weiße Blätter, so dass jeder seinen Heiligen fand, zu dem eine starke Verbindung besteht. Wir erzählten uns gegenseitig von dem Band, das zur Wahl des entsprechenden Heiligen geführt hat und tauchten so schon in ein intensives Gespräch ein. Die weißen Blätter ohne große Namen, die wie Leuchttürme in der Kirchengeschichte stehen, führten uns zu den unbekannten Heiligen, die für unser persönliches Glaubensleben oft sehr wichtig waren und sind. So war der Gedanke „Die Heiligkeit auch für dich“ durch unser gemeinsames Betrachten schon lebendiger geworden als wir und „Gute Nacht wünschten“.

Am Samstag feierte Pater Menz in der Kapelle der Schwestern für die Frühaufsteher um 7.00 Uhr Messe. Nach dem reichlichen Frühstück mit köstlichen Marmeladen von Elisabeth Kuhn versammelten wir uns um die von Doris gestaltete „Mitte“, zu deren Entstehung sie uns an ihren Gedanken teilhaben ließ. Pater Menz las uns anschließend aus den Erläuterungen und Auslegungen des Generaloberen Angel Fernandez Artime vor. Mir fiel auf, wie oft er sich auf Schreiben oder Ansprachen der Päpste Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus bezieht. Dass das Wort „Heiligkeit“ für viele von uns und vor allem für Jugendliche fremd klingt und in unserer Alltagssprache fast unbekannt ist, nur für Heiligenfiguren in den Kirchen reserviert zu sein scheint, steht im Kontrast zu der Aussage, dass Papst Franziskus Heiligkeit als einen an alle gerichteten Ruf proklamiert. Heiligkeit richtet sich an gewöhnliche Leute im normalen Alltag und besteht aus einfachen Dingen. Es handelt sich nicht um eine Vollkommenheit, die für wenige reserviert ist, sondern sie beschreibt eine Lebenshaltung, die freudig bereit ist, das Gute gut zu leben.

Das Vorbild Don Boscos, der Genfer Bischof von Sales, hatte schon das Anliegen, die Frömmigkeit aus den Klöstern in die Welt zu bringen. In seiner „Philothea“ schreibt er, dass Gott den Gläubigen beauftragt, Früchte der Frömmigkeit zu tragen, jeder nach seiner Art und seinem Beruf. Eine Konkretisierung erfuhr das Gehörte durch die Videobotschaft des Generaloberen: eine junge Lehrerin, die sich strahlend ihren Schülern zuwendet, ein Mechaniker, der sachkundig und freundlich einen Kunden berät und sein Auto repariert, ein Vater, der abends nach Hause kommt, sein Kind hoch hebt und herzt. Lebensnahe und vertraute Beispiele: Das Gute, das Alltägliche, das Naheliegende, das Notwendige, auch das Lästige gut tun.

Uns erwartete der Frühling, als wir nach dem Mittagessen nach draußen spazierten, die ersten Narzissen blühten vor der Jugendherberge, den Mantel konnte man an der Garderobe lassen, man bestaunte das Storchenpaar auf dem Klosterdach und die schneebedeckten Berge.

 Am Nachmittag beschäftigte uns das Johannesevangelium 15, 1 -17. Im Vers 11 steht der Jahresleitgedanke: „Damit meine Freude in euch ist:“ Anja empfahl uns, uns dem Evangelium in der Art des Bibelteilens zu nähern, was wir in drei Gruppen versuchten. Die Sonnenhungrigen unter uns versammelten sich auf dem Spielplatz vor der Jugendherberge.

Der Text beginnt mit dem Bild vom Weinstock und den Reben. Pater Menz stellte nach unserem Gedankenaustausch zum Johannesevangelium ein zweites eindrucksvolles Kreuz in die „Mitte“: ein Stück eines knorrigen Rebstocks als Kreuzesstamm, zwei Metallnägel als Querbalken. Unser Generaloberer beschreibt die Heiligkeit auch als einen Weg, der die Dimension des Kreuzes annimmt. Papst Franziskus wird zitiert, der mahnt: „Wir müssen kämpfen und aufmerksam sein gegenüber unseren eigenen aggressiven und egozentrischen Neigungen, um sie nicht Wurzeln schlagen zu lassen, um uns nicht von der Angst beherrschen zu lassen.“

Zum Abendgebet spazierten wir zur barocken Basilika, die auch eine schlichte, kleine Anbetungskapelle beherbergt mit einem Kirchenfenster von Sieger Köder: im Vodergrund ein Mann, der einen Laib Brot bricht. Die Abendsonne schien warm durchs bunte Glas, als wir gemeinsam sangen und Psalmen beteten.

 Am Abend zeigten wir Bilder von unserem letzten Aufenthalt bei den Salesianern in Freetown. Henning und ich hatten den Weihnachtsgottesdienst mit Father Crisafulli und ca 400 Gefangenen in der Kapelle im Pademba Prison gefeiert. In seinen Schlussworten zu den Gefangenen nach der Messe,    nach fröhlichem Singen und Tanzen sprach auch Father Crisafulli von der Heiligkeit. Er sagte zu den inhaftierten Männern: „Lasst uns die Meinung so vieler Menschen ändern, die vom „Pademba Correctional Center“ als einer Hölle sprechen. Ich sage den Leuten draußen immer, ihr werdet hier so viele gute, heilige Menschen finden. Ihr habt Fehler gemacht. Aber erlaubt niemandem zu sagen, du bist ein Fehler, weil keiner von uns ein Fehler Gottes ist, ein Fehler der Schöpfung. Du bist wertvoll in den Augen Gottes“.

 Am Sonntag versammelten wir uns wieder in der Kapelle der Schwestern zur Eucharistiefeier, nach dem wir noch einmal auf die gemeinsam verbrachte Zeit, auf das Erlebte, Gesehene, Gehörte geblickt hatten. Dankbarkeit äußerten die meisten, auch für ihre Zugehörigkeit zur salesianischen Don Bosco Familie, die ihr Leben prägt und reich macht, Freude über das Empfangene, die Begegnungen, die Beherbergung und die Mahlzeiten bei den Don Bosco Schwestern, den Austausch, die Anregungen für das eigene geistliche Leben.

Sätze wie diese begründen unsere Freude und den Mut zur Heiligkeit:

„Die Heiligkeit ist die Teilhabe am Leben Gottes, keine moralisch verstandene Perfektion.“

„Heiliges Leben ist nicht die Frucht unserer Anstrengung und unseres Handelns. Es ist Gott, der dreimal Heilige, der uns durch das Wirken des Heiligen Geistes, welcher uns innerlich Stärke und Willen verleiht, heilig werden lässt.“

„Unsere Heiligkeit besteht darin, dass wir ganz fröhlich sind.“

„Jeden Tag als Ort der Gottesbegegnung verstehen.“

„Die Straße der Heiligkeit ist ein in Gemeinschaft gelebter Weg“
„Die Heiligkeit im Alltag lässt Gemeinschaft blühen“.

„Schöpfe Mut aus der Tatsache, dass es weder einen einzigen Weg der Heiligkeit gibt, noch dass dieser derselbe für alle ist“.

Wir können nur empfehlen, uns weiter in den Jahresleitgedanken zu vertiefen, und danken für alle erhaltenen Gaben und Anregungen sehr.

                                                                          

Dr. Jutta Reuter SMDB