Don Bosco
Jugend
Johannes Bosco stammt aus ärmsten, bäuerlichen Verhältnissen: Geboren am 16. August 1815 in Becchi, einem kleinen Ort bei Turin, wird er bereits mit zwei Jahren Halbwaise. Seine Mutter Margareta muss alleine drei Söhne ernähren, erzieht sie aber trotz der kräftezehrenden täglichen Mühen in einem tief verwurzelten Glauben. So lernt Johannes schon als kleiner Junge, auf Gott zu vertrauen und in ihm wächst der Wunsch, Priester zu werden.
Doch die Zeit, in die er hineingeboren ist, macht dieses Vorhaben nicht leicht: Europaweit beginnen sich Nationalstaaten zu formieren, es geschieht ein Umbruch in den Köpfen – auch bei der italienische Bevölkerung. Dieser führt weg von der althergebrachten Vorherrschaft der Fürsten und, damit verbunden, der Kirche. Turin ist der Ausgangspunkt der nationalen Bewegung in Italien und tatsächlich wird 1860 unter König Vittorio Emmanuele Norditalien vereint.
Johannes Bosco darf erst mit neun Jahren beim alten Kaplan im Nachbardorf Lesen und Schreiben lernen. Aus diesem Jahr ist ein Traum überliefert, der auf seine Berufung hindeutet: Johannes sieht einige raufende und fluchende Jungen. Er will einschreiten und die Gruppe auseinanderbringen. Da ertönt eine Stimme, die sagt: „Nicht mit Schlägen, sondern mit Güte wirst du sie zu Freunden gewinnen.“ Diesen Grundgedanken legt Don Bosco für seine spätere Pädagogik zugrunde.
Inspiriert von seinem Traum gibt Johannes Bosco von da an immer sonntagnachmittags kleine Vorstellungen mit Zaubertricks und Kunststücken im Dorf. Vor versammelter Bevölkerung trägt er zwischendurch die Predigt aus der Kirche am Vormittag vor und erreicht damit ein noch größeres Publikum.
Ausbildung
Bis Johannes Bosco regelmäßig am langersehnten Unterricht teilnehmen kann, ist er 15 Jahre alt. Die Schule befindet sich einige Kilometer weit weg von seinem Heimathof und Johannes muss bei einem Schneider unterkommen. Dort lernt er auch das Schneidern.
Am Ende des Jahres 1830 wechselt er aufs Gymnasium in Chieri. Mit Freunden gründet er den „Club der Fröhlichen“ und verbringt eine frohe Zeit im Gymnasium. Mit 20 Jahren tritt er ins Priesterseminar ein. Seine Weihe erfolgt sechs Jahre später, 1841. Als Lebensmotto wählt er: „Da mihi animas, cetera tolle“ (Gib mir Seelen, alles andere nimm - Gen 14,21). Er geht als Priester nach Turin, eine pulsierende, schnell wachsende Industriestadt des 19. Jahrhunderts.
Das Oratorium in Turin
In der Großstadt Turin lernt Johannes Bosco die Schattenseiten der Industrialisierung kennen: Viele Jugendliche leben auf der Straße, suchen vergeblich Arbeit, landen im Gefängnis. Als sich in seinem ersten Jahr als Priester zufällig ein Straßenjunge in seine Sakristei verirrt, kommt er mit ihm ins Gespräch. Er erklärt ihm, was es mit Gott und dem Glauben auf sich hat und lädt ihn und seine Freunde für die folgende Woche wieder ein. Bosco beginnt, sich um die Jungen zu kümmern, und verbringt seine Freizeit mit ihnen. Dann fängt er an, sie zu unterrichten; zunächst in Lesen, Schreiben und Katechismus. Im März 1846 sind es schon 400 Jugendliche, die ihn aufsuchen.
Als Don Bosco endlich Räume bekommt, gründet er im Arbeiterbezirk Valdocoo das „Oratorium“, das er unter den Schutz des heiligen Franz von Sales stellt. Das Oratorium ist ein offenes Haus für junge Menschen, besonders für die Ärmeren. Ein Haus zum Leben, zum Spielen, zum Lernen und zum Einüben des Glaubens. Später gründet Don Bosco Lehrwerkstätten, Volks-, Latein- und Berufsschulen, schließt Ausbildungsverträge ab und sammelt eine immer größer werdende Schar von Helfern um sich. Seine Mutter, Margareta Bosco, übernimmt die Organisation des Haushalts.
Die Haltung der italienischen Bevölkerung gegenüber der Kirche bleibt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts unverändert negativ – Don Bosco sieht sich einigen Attentatsversuchen ausgesetzt, bleibt jedoch jedes Mal unverletzt.
Mit seinem Erziehungsstil und seiner pastoralen Praxis, die sich auf die Vernunft, die Religion und die Liebenswürdigkeit (Präventivsystem - Pädagogik der Vorsorge) gründet, führt er die Jugendlichen zur Reflexion, zur Begegnung mit Christus und zum apostolischen, gesellschaftlichen und beruflichen Engagement. Außerdem setzt er sich bei Arbeitgebern beispielsweise gegen die Prügelstrafe und für das Recht auf Freizeit ein.
Die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos
Schließlich tragen sein breites Engagement und sein diplomatisches Talent Früchte: Don Bosco ist als Vermittler zwischen Staat und Kirche gefragt, verkehrt sowohl im Vatikan, als auch in Ministerien. Dadurch kann er 1848, im Jahr der Revolution, verhindern, dass sein Oratorium geschlossen wird.
Eine Ordensgründung war zu dieser Zeit eine heikle Angelegenheit. Dennoch sucht er unter seinen Jugendlichen die besten Mitarbeiter für sein Werk aus und ruft 1859 die „Gesellschaft des Heiligen Franz von Sales“ ins Leben – die Salesianer Don Boscos waren geboren.
Zusammen mit der heiligen Maria Dominika Mazzarello gründet er das Institut der Töchter Mariens, der Hilfe der Christen (Don-Bosco-Schwestern). Schließlich entsteht zusammen mit engagierten Laien die Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter zur Unterstützung des Erziehungswerks für die Jugendlichen. Er nimmt so neue Apostolatsformen in der Kirche vorweg.
Don Bosco stirbt nach lebenslangem Einsatz für die Jugend mit 72 Jahren am 31. Januar 1888 in Turin. Am Ostersonntag 1934 wird er von Papst Pius IX. heilig gesprochen. Anlässlich der Hundertjahrfeier seines Todes erklärt Papst Johannes Paul II. ihn zum „Vater und Lehrer der Jugend“. Sein Grab befindet sich heute in der Maria-Hilf-Basilika in Turin.