Formungstag: Wie Don Bosco Jesus folgen
Als SMDB nach dem Beispiel Don Boscos Jesus nachfolgen
Formungstag in Benediktbeuern mit Sr. Susanne Stachl FMA
Am 22. April trafen sich 18 Teilnehmer aus den OZ Aschau-Waldwinkel, Benediktbeuern, Buxheim und München im Franz-Marc-Zimmer des Klosters zum von Sr. Susanne gestalteten Formungstag. Ein weiteres Dutzend Teilnehmer war aus dem Schweizer OZ Beromünster und aus Zürich per PC zugeschaltet. Außerdem verbrachte Direktor P. Lothar Bily den gesamten Tag in unserer Runde.
Mit dem Bibelzitat Joh 13,15 führte die Referentin in den Tag ein. Am Gründonnerstag hat Jesus mit der Fußwaschung seinen Jüngern und damit auch uns ein Beispiel gegeben. Wir als Mitglieder der Don Bosco Familie dürfen dies in der Färbung Don Boscos leben.
Anderen die Füße zu waschen war damals Aufgabe der Sklaven. Jesus übernimmt also einen Sklavendienst. Für andere Religionen wäre es ein Skandal, dass ihr Gott Menschen die Füße wäscht. Wir nehmen gerne an, wenn jemand uns etwas skandalös Gutes tut. Aber wie sieht es aus, wenn wir angefragt sind, das nun auch zu tun? Es geht darum, das eigene Handeln an dem auszurichten, was wir vom Evangelium verstanden haben, auch wenn es noch so wenig sein mag.
Die gestaltete Mitte
Nach der Fußwaschung offenbart sich Jesus als Gott. „Denn ich bin es“, ist ein fast gleicher Wortlaut wie damals gegenüber Mose aus dem brennenden Dornbusch. Eine sehr alte Darstel-lung dieser Szene findet sich im Codex purpureus rossanensis, einer in Syrien um 550 verfass
ten Handschrift. Hier sind beide grundlegenden Handlungen des Gründonnerstags nebeneinan-der abgebildet: das Abendmahl und die Fußwaschung. Darunter finden sich dreimal Bilder des Königs David und einmal des Propheten Zefanja, die die Szenen kommentieren.
Von David sind drei Psalmverse zitiert. Zunächst Psalm 23,2 („Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser“) und daneben Psalm 41,10 („Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, hat die Ferse gegen mich erhoben.“). Im orientalischen Kulturkreis bedeutet jemandem seine Ferse zu zeigen einen Ausdruck der höch-sten Verachtung. Wir erinnern uns vielleicht noch an die Protestszenen des sog. „Arabischen Frühlings“ 2011, als viele Demonstranten mit erhobenen Schuhen vor den Machtzentren ihrer Diktatoren standen. Judas zeigt in seinem Verrat also tiefe Verachtung für die Sache Jesu.
Die Haltung, in der Jesus gezeigt wird, ist denkbar unbequem, da er sich nicht hinkniet. Es wird herausgestellt, wie sehr sich Gott hier demütigt. Die Blicke der meisten Apostel richten sich auf diesen gebeugten Rücken, nur Petrus sieht auf seine Hände. Deren Haltung kann eine Abwehr bedeuten, aber auch die Aufforderung, dann auch die Hände zu waschen.
In der Abendmahlsszene ist Judas derjenige, der die Hand in die Schüssel taucht, denn sein Verrat findet vor der Einsetzung durch Jesus statt. Die Schüssel auf dem Tisch ist dieselbe wie bei der Fußwaschung, um die enge Beziehung zwischen ihr und dem Sakrament der Eucharistie darzustellen. Die Fußwaschung ist kein Sakrament, aber doch eine fast heilige Handlung. Hier kommt der dritte Psalmvers (41,7-8) ins Spiel: „Seine Worte kommen aus falschem Herzen. Er häuft in sich Bosheit an, dann geht er hinaus und redet. Im Hass gegen mich sind sich alle einig und tuscheln über mich.“ Dazu kommt Zefanja 1,7: „Seid still vor dem Herrn! Denn der Herr hat ein Schlachtopfer zubereitet, er hat seine Geladenen geheiligt.“ Leute, die in solch einem heiligen Moment reden, haben nichts verstanden. Das müssen Menschen sein, vor denen man sich in Acht nehmen sollte.
Nach einer Pause ging es mit der Frage weiter, wie Don Bosco versuchte, diesem Beispiel Jesu zu folgen. Der Hartnäckigkeit Papst Pius IX. haben wir zu verdanken, dass Don Bosco in seinen „Memorie“ überhaupt etwas über seine frühen Jahre geschrieben hat.
In der Spiritualität Don Boscos hat die Freude einen zentralen Platz. An Dominikus Savio schrieb er: „Wir lassen die Heiligkeit hier darin bestehen, dass wir sehr fröhlich sind.“ Aber manchmal muss man sich auch dazu zwingen, froh zu sein. Auch Maria Mazzarello schrieb in jedem ihrer wenigen Briefe, „Seid fröhlich! Behaltet Eure Freude!“. Im Schnitt schreibt sie das in jedem ihrer Briefe viermal! Man muss sich diese Freude auch erarbeiten. Doch was tun, wenn die äußeren Umstände nicht so sind?
Teilnehmende aus Benediktbeuern und Passau
Don Bosco hat sich angestrengt, gerade dann besonders froh zu sein, wenn die Umstände besonders schlecht waren. Don Rua sagte sogar, immer wenn er besonders fröhlich war, müssen ganz große Schwierigkeiten gelauert haben. Don Bosco bezeichnet sich oft als Werk-zeug. „Gott wird sich also schon anstrengen, dass er selber nicht schlecht dasteht.“
Nach dem Mittagessen im Speisesaal des Klosters ging es um Wut bei Don Bosco. Don Cagliero beschrieb ihn als feurige und stolze Natur, so dass er keinen Widerstand erdulden konnte. Seine Wut äußerte sich gegen Sachen, z.B. im Priesterseminar. Er spielte bei einem Festgottesdienst Geige und hinterher auch beim Essen. Doch als die Leute anfangen zu tanzen, wird er bedrückt, gibt die geliehene Geige zurück, geht nach Hause und zerstört voller Wut seine eigene Geige, um sie nie wieder benutzen zu können. Vielleicht war er auch wütend auf sich selbst, warum er JA gesagt hatte, beim Essen zu spielen. Er zeigt aber auch Selbstbeherrschung dahingehend, dass er mit seinem Wutausbruch wartet, bis ihm in seiner Kammer niemand mehr zusieht. In seiner Familie kostete es ihn immer viel Kraft, seine Wut auf seinen Stiefbruder Antonio in den Griff zu bekommen.
Schwester Susanne Stachl FMA, dahinter Pater Lothar Bily SDB
Dann führte uns Sr. Susanne wieder zurück zum Thema des Tages: Ich habe Euch ein Beispiel gegeben, damit auch Ihr so handelt – Ihr mit Euren Emotionen, Ihr mit Euren Befindlichkeiten, Ihr mit Eurem individuellem Wesen. Was geht mit das alles als SMDB an? Was rührt mich an? Was bestärkt mich? Nach dem Schlussaustausch ging es zum Gottesdienst mit P. Bily in die Hauskapelle des Klosters. Und dann war es für die von weiterher angereisten Teilnehmer auch schon hohe Zeit an den Aufbruch zu denken.
Ein Vergelt´s Gott gebührt neben der Referentin Sr. Susanne Stachl vor allem Ortskoordinatorin Monika Topp für die Organisation inklusive der PC-Übertragung am Vormittag, Elisabeth Kuhn und allen weiteren Bäckerinnen des OZ Benediktbeuern für die leckeren Kuchen und Desserts und den vier Interessenten aus dem OZ München für ihre Offenheit im Dabeisein.
Hauskapelle
Text: Paul Klein
Fotos: Paul Klein, Familie Kuhn, Monika Topp, Dr. Brigitte Gerstenlauer