Provinzstudientag in München
Über 100 Mitglieder der Don Bosco Familie, davon viele SMDB, trafen sich am 11.01.2020 zum Provinzstudientag im Salesianum in München. Nach einem ersten Zusammenkommen bei Brezeln mit Butter, Kaffee und Tee begann dieser mit einer Begrüßung durch den Pro-vinzial Pater Reinhard Gesing, der die künftige Provinzleiterin Schwester Petra Egeling vorstellte und Grußworte der leider erkrankten Provinzleiterin Schwester Maria Maul verlas. Pater Heinz Menz leitete dann zu dem Thema des Studientages, der Schöpfungsverantwortung, über, dessen Bedeutung nicht zuletzt am Beispiel der Buschbrände in Australien eindrucksvoll hervorgehoben wurde. Das Thema sei dringend, so Heinz Menz, die Mutter Erde schreie. Es betreffe die Zukunft der jungen Menschen. Schon deshalb wäre es ein Thema, das Don Bosco aufgegriffen hätte.
Im Anschluss daran hielt der Umweltreferent der Diözese München Freising Mathias Kiefer sein Referat zu dem Thema: Schöpfungsverantwortung in Theorie und Praxis – auf dem Hintergrund der Enzyklika „Laudato si“ und der Amazonas Synode. Dieses begann mit Bildern vom Plastikmüll, des Volksbegehren für Bienen in Bayern und der Friday for Future Bewegung. Der Referent verwies darauf, dass das Klimaschutzpaket vor der Friday for Future Bewegung das Gesetzgebungsverfahren zunächst aus Angst vor einer deutschen Gelbwestenbewegung nicht durchlaufen habe. Erst das Engagement von Greta Thunberg, die die Enzyklika des Papstes Laudato Si angenommen habe, habe dazu geführt, dass das Klimaschutzpaket verabschiedet worden sei. Die Kirche habe aber weitere, wesentliche Gründe, sich des Themas des Umweltschutzes anzunehmen. Sie treffe dafür eine ethische Verant-wortung Der Klimawandel, der Verlust der Artenvielfalt, die Landnahmen mit der Vernichtung der Vegetation und die mindestens im kritischen Bereich befindliche Stickstoffbilanz würden ein Einschreiten unabwendbar erscheinen lassen.
Der Blick der Kirche dürfe sich aber nicht darauf beschränken. Sie dürfe nicht vergessen, dass die ökologischen nicht ohne die sozialen Herausforderungen gelöst werden könnten. Wenn auch das Ziel bekannt sei, ein Masterplan zu seiner Verwirklichung sei dies nicht. Es müsse ein Umbau der sozialen Sicherungssysteme erreicht werden, der letztlich ohne ein Wirtschaftswachstum auskomme. Die südlichen Länder müssten befähigt werden, ihre sozia-le Entwicklung zu fördern. Es seien Wege zu suchen, das Wachstum von einem gesteigerten Ressourcenverbrauch zu entkoppeln.
Der Referent wies auch auf die zu erwartenden Probleme hin. Etwa in der Automobilindustrie stünden die Arbeitsplätze von ca. 800.000 gut ausgebildeten Facharbeitern auf dem Spiel. Die dadurch begründete Spannung müsse ausgehalten werden. Bei diesem „Stresstest“ könne die Kirche helfen. Die Enzyklika Laudato Si sei bereits ein kirchlicher Antwortversuch. Wenn Laudato Si die Tochter des zweiten Vatikanums sei, sei die Amazonassynode deren Enkelin. Die Amazonassynode zeige die Kirche mit einem neuen Gesicht, arm, dienend und prophetisch. Sie müsse auf ethischen Geboten beruhen, auf der Verantwortung für die Mit-menschen und die natürliche Umwelt, auf der Verantwortung für die Nachkommen, auf der Verantwortung für sich selbst. Nur wer sich selbst ernst nehme, könne auch hinreichend für die künftige Generation sorgen. Die Motivation dafür leitete der Referent aus dem biblischen Auftrag ab. Gott wolle, dass die Menschen die Schöpfung bewahrten. Er verpflichte sie zu einem sozialen Leben und einem nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung. Die Kirche dürfe zu den Fragen der Umwelt nicht schweigen, weil sie gehört werde. Laudato Si sei seit langem die erste Enzyklika mit einem auch außerkirchlichen Echo gewesen. Die Erwartungshaltung gegenüber der Kirche sei deshalb hoch, die Kirche noch immer ein Wertegarant, eine Moralressource.
Die Kirche sei aber mehr als Ethik. Sie müsse sich zu den Werten äußern und sich auch ent-sprechend verhalten. Die kirchliche Verantwortung bedeute die Besinnung auf das Wesentli-che, das Evangelium, den liebenden Gott und die Gerechtigkeit als ein wesentlicher Bestandteil seiner Botschaft. Das führe zu einer Haltung, die bei Macht- und Verteilungskonflik-ten zu einer Lösung führen könne. Die Detaillösungen seien Sache der Wissenschaft. Die Kirche müsse jedoch die Bereitschaft haben, die Lage zu verändern. Sie gewähre dafür eine Grundhaltung, suche Veränderungen und das in der freiheitlich demokratischen Grundord-nung. Sie motiviere zu Haltungsänderungen und basiere auf einer Schöpfungsspiritualität, der Verkündung der christlichen Hoffnung, dem Glauben, dass Gott auf unserer Seite steht. Sie setze neue Schwerpunkte.
So lange der Kirche aber Fragen der Weihearten und liturgischer Riten wichtiger seien als die ökologische Verantwortung, verfehle sie ihr Ziel. Für die Kirche, ihre Einrichtungen und die Christen führe das zu Handlungsgeboten. Überall sei der Blick darauf zu richten, wie die eigene Praxis verbessert werden könne. Verfahren werden müsse nach dem Motto: „Machen ist wie wollen, nur krasser.“ Abschließend wies der Referent erneut auf die Korrelation zwi-schen der ökologischen und der Gerechtigkeitsfrage hin. Lösungen müssten vorlegt und vorgelebt werden.
Nach diesem beeindruckenden Referat stellte Pater Geisinger eine auf dem letzten Provinzkapitel beschlossene Selbstverpflichtung der SDB zu einem nachhaltigen Leben mit konkreten Einflüssen auf die Lebenssituation vor und regte an, dass sich die gesamte salesianische Familie, insbesondere auch die SMDB, ihr anschließen. Die Jugend brauche eine nachhaltige Entwicklung. Sie habe aber Sorgen vor den Folgen der Umweltverschmutzung. Sie müsse zu einem sorgfältigen Umgang mit der Umwelt ermutigt werden, zu einem ökologischen Umdenken. Die Jugendlichen seien die Protagonisten der Zukunft. Sie müssten durch ihre Begleiter zu einer verantwortungsvollen Suche nach einer ökologischen und gerechten Welt unterstützt werden, mit Dankbarkeit für die Schöpfung und Achtsamkeit. Dazu sei die Jugend zu befähigen. Sie benötige glaubwürdige Zeugnisse, Anwälte gegen Gewalt, einen umwelt-verträglichen Umgang mit Lebensmitteln, fair gehandelt und ökologisch produziert, mit den Verkehrsmitteln, mit einer fairen Aufteilung der Ressourcen.
Am Nachmittag folgte dann ein Markt der Möglichkeiten mit Projekten des ZUK aus Benediktbeuern sowie Vorträgen von Prof. Dr. Sebastian Fichtner SMDB zur CO2-Bilanz und Frau Troxler zur Don Bosco Green Alliance.
Abgerundet wurde der ereignisreiche Tag mit einem Treffen der noch in München anwesenden SMDB mit Pater Heinz Menz und dem Provinzial Pater Reinhard Gesing im Keller des Provinzialats. Der Besuch des Provinzstudienstages hat sich trotz des damit verbundenen schon den teilweise weiten Anfahrten geschuldeten CO2 Verbrauchs sehr gelohnt.
Bernhard Klose SMDB
OZ Chemnitz