SMDB-Online-Forum

Veröffentlicht am: 19. Februar 2022
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1. SMDB Online Forum

Am Gedenktag des heiligen Franz von Sales (24.01.) traf sich zum ersten Mal ein Teilnehmerkreis von 10 Personen in diesem neuen Onlineformat unter der Leitung von Nathalie Seidel SMDB. Als erstes stellten sich die Anwesenden kurz vor. Daraus ergab sich, dass 7 SMDB und 3 Interessenten aus Stuttgart, Trier und Würzburg zusammengekommen waren. 

Hauptpunkt war dann ein Vortrag von Melanie Spranger SMDB aus München zum Thema: „Warum nannte Don Bosco sein Werk und seine Gründungen salesianisch?“

Das Wort „salesianisch“ bezieht sich zunächst auf das Schloss de Sales, wo Franz von Sales im Jahre 1567 geboren wurde. Dieses Schloss liegt im damaligen Bistum Genf südlich des Sees. 1622, also genau vor 400 Jahren, starb Franz von Sales am 28. Dezember. Darum hat der Generalobere ein Wort dieses Heiligen als Leitgedanken für 2022 ausgewählt: „Tut alles aus Liebe, nichts aus Zwang.“

Woher kommt es nun, dass Don Bosco sich fast 250 Jahre später von Franz von Sales so an-gezogen fühlte? Der Schlüssel ist in seiner Zeit im Priesterseminar von Chieri zu finden. Dort liest Don Bosco über große Gestalten der Kirchengeschichte. Das Klima in den Seminaren war zu jener Zeit geprägt von einer Bewegung weg von einem rein formalen Katholizismus hin zu einer inneren Spiritualität. Don Boscos Lehrer, v.a. Giuseppe Cafasso, waren geprägt von einer Gruppe namens „Christliche Freundschaft“. Eine prägende Vorbildgestalt dieser Bewegung war Franz von Sales.

Zur Zeit dieses Heiligen, Ende des 16. Jahrhunderts, ging es um das Verstehen von Gnade. Wie wird der Mensch gerecht vor Gott? (Anmerkung: Dies ist eine Frage, die übrigens auch Martin Luther zeitlebens umtrieb.) Franz von Sales verkündigte in seinen Predigten, dass man vor Gott keine Angst haben muss, sondern dass es wichtig ist, die Liebe Gottes zum Menschen und die Liebe zu Gott zu entdecken. „Nichts dem Willen Gottes abschlagen, aber auch nichts von Gott verlangen“, lautet einer seiner Sätze. Man soll darauf vertrauen, dass Gott es gut mit einem meint. Dies erzielt man durch die Übung der kleinen Schritte auf dem Weg hin zum Guten. Einer der Vorsätze, die Don Bosco für seine Priesterweihe fasste, war: „Möge die Liebe und Güte des hl. Franz von Sales mich immer leiten.“

Was machte Don Bosco daraus?

Wo kommt dies dann im Wirken Don Boscos zum Ausdruck? Don Bosco machte eine Zusatzausbildung zum Beichtvater und Prediger in Turin. Nach diesen zwei Jahren fragte er sich, welchen Weg er einschlagen solle. Hier wird 1844 die reiche Gräfin Barolo prägend. Sie suchte für ihr Oratorium und das angegliederte Krankenhaus (Ospedaletto) für in Not geratene Mädchen einen Geistlichen. Don Bosco nahm an und benannte das Oratorium nach Franz von Sales, weil die Ausübung des Dienstes dort „große Ruhe und Güte“ verlangte. „Ihm wollen wir nacheifern in seiner außergewöhnlichen Güte und in seinem Eifer für das Heil der Seelen gegen den Irrtum.“

Den ersten jungen Männern, die er wie z.B. Don Rua um sich sammelte, wurde klar: Wir werden uns Salesianer nennen und ebenso auch die anderen Gruppen, die noch folgen werden. So wie Franz von Sales wollen wir an den uns anvertrauten Jugendlichen handeln. Der Generalobere, Don Artime, sagt, Don Bosco sei zum Interpreten des Franz von Sales gewor-den. Wie ist das zu verstehen:

-         Das Motto „Da mihi animas“ könnte auch von Franz von Sales stammen.

-         Franz´ Ziel war die Laienspiritualität und Don Bosco gründete ein Netzwerk von Laien, die sein Anliegen unterstützen.

-         Franz von Sales riet zur Übung des Tagesrückblicks, Don Bosco führte mit seiner Mutter die „Gute Nacht“ und das „Wort ins Ohr“ ein.

-         Franz von Sales betonte immer wieder den Wert der Freundschaft mit Gott und unter den Christen, Don Bosco förderte ebenso den Geist der Freundschaft unter den Jugendlichen.

-         Grundzüge der Spiritualität des Franz von Sales sind: Güte, Liebe, Gottvertrauen und die Annahme des eigenen Selbst. Bei Don Bosco lauten diese: Liebenswürdigkeit, den guten Kern in jedem Jugendlichen finden, das Gute im Alltag mit Fröhlichkeit tun.

Und heute?

So stellte Melanie zum Schluss die offene Frage in die Runde: „Wie können wir heute Interpre-ten des Franz von Sales sein?“ Beispielhafte Antworten waren:

  • Leben in der liebenden Gegenwart Gottes.
  • Geprägt sein von Warmherzigkeit.
  • Tu was du selbst kannst, Gott vollendet den Rest.
  • Nimm dich selber so an, wie du bist, und strebe nicht nach größerer Heiligkeit.
  • Franz von Sales war immer ansprechbar, hatte immer ein offenes Ohr. Das ist ein Auf-trag an uns, des Zuhörens nicht überdrüssig zu werden, denn Gott begegnet uns in die-ser anderen Person.
  • Don Bosco hatte ein unwahrscheinliches Gottvertrauen, auch Franz von Sales hatte dies v.a. in finanziellen Dingen. Als er einmal in Genf eine hohe Geldstrafe bezahlen sollte, meinte er, dann müsse er sich eben mehr auf das Geistige besinnen, wenn man ihm das Materielle nehme.
  • Aktuell wächst die Entfremdung zur Kirche dramatisch an. Wenn sie so leben würde, wie Don Bosco gelebt hat, wäre sie viel konsensfähiger.
  • In der Gesamtkirche bräuchte man mehr salesianischen Geist.

Nach einer Stunde endete das Online Forum mit einem Abschlusslied. Beim nächsten Treffen am 25. April soll es um Mama Margareta, Don Boscos Mutter, gehen.

Dr. Paul Klein SMDB
(Text und Bildschirmfoto)