Studientag zu Franz von Sales

Veröffentlicht am: 19. Februar 2022

Vor Ort dabei: Dominik Trippensee SMDB, Harald Böhm SMDB, P. Heinz Menz SDB, P. Herbert Winklehner OSFS (von links)

Studientag der Don Bosco Familie in München

„Alles aus Liebe und nichts aus Zwang“ – dieses Zitat von Franz von Sales, dessen 400. Todestag wir in diesem Jahr feiern, hat der Generalobere zum Jahresleitgedanken 2022 erkoren und er beschäftigte am 08.01. auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Veranstaltung. Sie fand in hybrider Form statt – etwa 12 Personen waren im Salesianum München vor Ort, vor den Bildschirmen zwischen der Schweiz und Berlin hatten sich gut 50 weitere Personen versammelt.

In ihren Grußworten machten Provinzial P. Reinhard Gesing sowie Provinzoberin Sr. Petra Egeling darauf aufmerksam, dass es in diesem Jahr noch weitere Jubiläen zu feiern gibt: die Don Bosco Schwestern und die Salesianer Don Boscos feiern 2022 100 Jahre Präsenz in Essen-Borbeck. Alle Jubiläen ermöglichen uns in diesen schwierigen Zeiten eine Rückschau, „die uns befruchtet, für unseren Weg in die Zukunft“, betonte der Provinzial. Gerade Franz von Sales, den Don Bosco zum Patron seines Werkes gemacht hat, kann laut P. Gesing mit seiner Freundlichkeit, Geduld und Liebe Vorbild sein – gerade auch über den pastoralen und pädagogischen Alltag hinaus.

Die Geburtsstunde der salesianischen Spiritualität

In seinem Vortrag ging der Referent des Tages, P. Herbert Winklehner OSFS (Oblate des Hl. Franz von Sales), Leiter des Franz-Sales-Verlags und Pfarrer aus Wien, dann genauer auf die Person des „Lehrers der Liebe“ sowie den Ursprung des Mottos „Alles aus Liebe, nichts aus Zwang“ ein. Es entstammt einem Brief von Franz von Sales an die Baronin Johanna Franziska von Chantal, die er in einer äußerst schwierigen Lebenssituation kennenlernte: Ihr Mann war verstorben und sie musste sich alleine um die vier Kinder und den Hof kümmern. Dazu setzte ihr Schwiegervater sie unter Druck und ein Priester, der ihre Sorgen und Ängste nicht ernst nahm, empfahl ihr ein übertriebenes Gebetsprogramm. P. Winklehner bezeichnete dies als Musterbeispiel für „geistlichen Missbrauch“. Franz von Sales schließlich nahm die Sorgen der Baronin ernst, hörte ihr zu und legte der stets gewissenhaften Frau dabei folgenden Satz nahe: „Mehr den Gehorsam lieben, als den Ungehorsam fürchten.“

„Gott ist Liebe“

An diesem Verhalten gegenüber Johanna von Chantal lassen sich laut P. Winklehner die salesianischen Grundprinzipien erkennen, die dann auch Don Bosco inspiriert haben. Der Referent konkretisierte sie ausgehend von der „Krise in Paris“: 1586/87 hatte der junge Schüler Franz von Sales aufgrund seiner eigenen Laster und Fehler Angst davor, von Gott verdammt worden zu sein. Doch in der Kathedrale Saint-Étienne erfuhr er die Erlösung und gelangte auf diese Weise zu jenen Überzeugungen, die der Referent als „Geburtsstunde der salesianischen Spiritualität“ bezeichnete. Diesen Überzeugungen liegt vor allem ein bedingungsloses Gottvertrauen zugrunde und der feste Glaube, dass Gott Liebe ist. „Wer auf Gott vertraut, wird nicht untergehen.“ Aus dieser Erkenntnis heraus hat Franz von Sales gelebt und aus dieser Einstellung folgte sein „liebevoller und herzlicher Umgang mit allen Menschen, damit Menschen durch ihn spüren, dass Gott Liebe ist.“

„Jeden Tag immer wieder neu beginnen – das ist salesianisch.“

Ausgehend von diesen Überlegungen, die P. Winklehner OSFS immer wieder mit Zitaten belegte, näherte er sich gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Frage an, was unter dem Begriff „salesianisch“ zu verstehen ist. Er erzählte, dass eine Geschichte aus seinem Privatleben ihn dazu ermutigt habe, sich selbst näher mit dieser Frage auseinanderzusetzen. In einem Managementseminar habe ihn nämlich jemand genau das gefragt, doch zu diesem Zeitpunkt sei ihm selbst keine treffende Definition dazu eingefallen.

Zentral in den Ausführungen P. Winklehners war der Gedanke, dass alles Tun von Franz von Sales getragen ist vom Satz: „Gott ist Liebe.“ Außerdem liegt dem Begriff „salesianisch“ auch etwas zugrunde, was er als „heiligen Gleichmut“ beschrieb: „Ich liebe das, was Gott will, ohne Wenn und Aber.“ Für ihn ging es auch darum, das Herz immer wieder auf Gott auszurichten. „Jeden Tag immer wieder neu beginnen – das ist salesianisch.“

Bei den Rückmeldungen zum Begriff „salesianisch“ aus den gebildeten Kleingruppen wurden von den verschiedenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern teilweise bewegende, persönliche Alltagserfahrungen berichtet. Es spannte sich ein weiter Bogen von der herzlichen Aufnahme in Einrichtungen und Gemeinschaften bis hin zur gelebten spirituellen und Gebetshaltung im Alltag, von der Einladung, sich in die Charta der Don Bosco Familie immer wieder zu vertiefen bis hin zur Umsetzung der kleinen Tugenden, wie sie Franz von Sales nannte. 

Bezug auf die heutige Corona-Zeit

Beim Austausch in den Kleingruppen brachten viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Tagesthema in den Kontext der Corona-Pandemie. In einer Gruppe waren sich alle einig darüber, dass gerade in der aktuellen Situation Liebe und Geduld ganz zentral sind. „Man muss überlegen, was man aus Liebe für den anderen tun kann“, betonte P. Heinz Menz, das sei auch hinsichtlich der Impfdebatte für ihn eine wichtige Überlegung. Eine Frau fügte hinzu, dass sie es wichtig finde, auch die innere Unruhe und Unsicherheit von Impfgegnern erst einmal wahrzunehmen – ein Weg, um wieder stärker zueinanderzufinden.

Alles in allem waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den fruchtbaren Austausch sehr dankbar, wie auch dafür, dass die Veranstaltung auf diesem Weg überhaupt stattfinden konnte. P. Reinhard Gesing betonte ebenfalls, wie schön es sei, dass man sich durch den Provinzstudientag gegenseitig Kraft und Mut geben könne. 

Weitere Teilnehmende vor Ort

Abschluss

Mit einer gemeinsamen Andacht schloss dann der hybride Studientag der Don Bosco Familie. Darin wurde der Weg durch das Jahr 2022 aufgegriffen und in Verbindung gebracht mit dem Wort „Kumi Ori – Mache Dich auf und werde Licht“.

Die Glaubensgeschichten von Franz von Sales, Johanna Franziska von Chantal, Don Bosco und vielen anderen sind Weggeschichten, die uns alle hoffen lassen dürfen, sich im weiteren Unterwegssein anstecken zu lassen von der Liebe, die Gott schenkt. Diese möge uns dazu bewegen, gerade auch jungen Menschen so zu begegnen, dass man spürt, dass Gott die Liebe ist. Dass dies gerade durch Freude möglich wird, war beiden bekannt: Franz von Sales und Don Bosco.

Text und Fotos: Patrizia Czajor/Referat für Öffentlichkeitsarbeit