Weihnachtsfreude & Konsum – aber nachhaltig?!

Veröffentlicht am: 30. November 2021

Womit kann ich meinen Liebsten wohl die größte Freude machen?

Von welchem Geschenk hat man denn wirklich etwas? Wie in jedem Jahr zur Weihnachtszeit stellen wir uns vermehrt diese Fragen und zum Teil zermürben sie uns und sorgen dafür, dass wir hektisch durch die Einkaufsstraßen eilen, um noch ein passendes Geschenk zu finden. Doch nicht alle Geschenke bereiten langfristig Freude. So traurig wie es ist, viele materielle Geschenke landen – über kurz oder lang – auf dem Müll.

Wie wäre es, wenn wir einmal darüber nachdenken, welche Freude über welches Geschenk denn wirklich lange währt, also welche Freude nachhaltig ist – im doppelten Sinne für uns und unsere Umwelt?! Vielleicht hilft es da, in uns hineinzuhorchen und uns an etwas zu erinnern, was uns selbst Freude gemacht hat – und dabei herauszuspüren, wie viel es „gekostet“ hat und wie hoch der „Preis“ war. Könnten nicht solche Geschenke in diesem Jahr dran sein?

Nachhaltiger Konsum als Ziel der Agenda 2030

Nicht ohne Grund ist „Nachhaltige/r Konsum und Produktion“ eines der 17 Ziele der Agenda 2030 der UN. Damit einhergehen die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen, die Verringerung der Nahrungsmittelverschwendung, die Verringerung des Abfallaufkommens und die Ermutigung von Unternehmen zur Einführung nachhaltiger Verfahren und vieles mehr (siehe www.sdg-portal.de). 

Mit unseren Kaufentscheidungen – auch in der Weihnachtszeit – können wir Weichen für eine nachhaltige Entwicklung stellen. Doch sollte uns nachhaltiger Konsum nicht allein in der Adventszeit beschäftigen.

Wenn es beim alltäglichen Einkauf um Nachhaltigkeit geht, dann greifen in den letzten Jahren viele Konsumenten verstärkt in die jeweiligen Bioregale der Supermärkte. Da sind sie vielleicht zum Teil verwirrt aufgrund der Vielzahl an Siegeln, vorgeblichen Gütezeichen, Markennamen etc. In den meisten steckt irgendwo und irgendwie Bio oder Natur drin. Müssen also doch alle gut sein, oder?! Es ist aber auf jeden Fall zu unterscheiden zwischen Biosiegeln und Bio-Eigenmarken. Gemeinsam ist allen Biosiegeln, dass ihre Herausgeber ein Reglement von Standards und Auflagen aufstellen, dem die Betriebe, die das Siegel auf ihre Produkte drucken möchten, unterliegen und das vom Herausgeber (einer staatlichen Institution oder einem Erzeugerverband) mittels Dokumentationspflicht und regelmäßiger Warenproben überwacht wird. Diese Warenproben müssen in staatlich zugelassenen Öko-Kontrollstellen überprüft werden. Die Kontrolle erfolgt also sozusagen öffentlich. Bekannt dürfte das sechseckige Deutsche Biosiegel sein, das seit 2001 existiert und das weit verbreitete EU-Biosiegel in Form eines Blatts aus 12 Sternen, das seit 2010 besteht. Außerdem sind auch Verbandssiegel wie Demeter oder Bioland weit verbreitet, die z.T. deutlich strengere Tierschutzregeln einhalten. Bedeutend verwirrender wird das Gesamtbild, wenn man sich nun noch die Bio-Eigenmarken der unterschiedlichen Lebensmittelhändler ansieht: von Netto, von Aldi Süd, von Lidl, von EDEKA, von REWE.

Was unterscheidet denn eine Eigenmarke von einem Biosiegel?

Die Eigenmarken werden von den Händlern selbsttätig für ihre eigenen Produkte vergeben, also nicht von einer staatlichen Kontrollbehörde oder einem Erzeugerverband. Da aber der Begriff „BIO“ gesetzlich geschützt ist, müssen alle Eigenmarken, in denen Bio vorkommt, als Mindestanforderung das EU- oder BRD-Biosiegel zusätzlich tragen. Damit erfüllen sie die aufgeführten Mindeststandards – aber eben auch nicht mehr. Anders ist es mit dem Wortbestandteil „NATUR“, der keinerlei gesetzliche Kontrollmechanismen hat. Bereits das fünfte Kapitel des UNO-Berichts „Our Common Future“ – der sog. Brundtland-Bericht von 1987 – hat sich des Themas der Sicherstellung der Lebensmittelversorgung angenommen. Auf Grundlage der Krisensignale wie u.a. Abholzung von Wäldern für Exportzwecke der anzubauenden Pflanzen, Verschlechterung der Bodenqualität, Wasserverschmutzung und zunehmende Anzahl landloser Bauern hat der Bericht schon vor knapp 35 Jahre strategische Vorschläge aufgeführt. Doch seien wir uns bewusst: Auch wir im Privaten können etwas machen und Unternehmen unterstützen, die sich bereits auf den Weg gemacht haben, nachhaltig zu produzieren – dies auch und gerade in der Weihnachtszeit zum Beispiel für das Weihnachtsessen oder für das ein oder andere Geschenk. Und vielleicht kommen wir zu dem Schluss, dass es auch Alternativen bei den Geschenken gibt – bspw. in Form von Zeit mit unseren Liebsten: Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Weihnachtszeit!

Dr. Paul Klein SMDB & Melanie Spranger SMDB