Zur nachhaltigen Kirchengemeinde - aber Wie !?
Aller Anfang ist schwer - muss es aber nicht sein
Einige deutsche Bistümer geben konkrete Handlungsrichtlinien und Konzepte vor. Das Bistum Regensburg hat z.B. bereits 2011 „Leitlinien für den verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung“ herausgegeben. Andere Bistümer verfügen über Umweltbeauftragte bzw. Klimaschutzmanager, wenn nicht sogar über ein ganzes Team, wie es das Erzbistum Köln vormacht: www.klima-kirche.de.
Es gibt allerdings auch Orte, wo man noch ganz am Anfang steht. Da die nachhaltige Entwicklung ein sehr komplexes Themenfeld beinhaltet, ist ein strategischer Ansatz „von oben nach unten“ sehr förderlich, aber – wie gesagt – nicht überall gegeben. Daher ist es an dieser Stelle ganz wichtig, zu sagen, dass auch der/die Einzelne oder eine kleine Gruppe mit kleinen Schritten etwas bewegen bzw. in Bewegung setzen kann. In vielen Kirchengemeinden gibt es Initiativen, um auf das Thema Schöpfungsverantwortung aufmerksam zu machen. Einige Gemeindemitglieder engagieren sich bereits seit über 15 Jahren, andere wiederum ganz neu. Das Spektrum ist sehr weit. Für diejenigen, die erst am Anfang stehen, stellt sich die Frage, was der erste Schritt sein könnte. Wie steht die Gemeinde zu dem Thema? Wie gelingt es, dass die Initiative nicht nur „ein Tropfen auf den heißen Stein“ ist? Oft ist es förderlich, sich in Kontakt mit erfahrenen Gemeinden zu setzen und von ihrem Wissen zu profitieren. Ein gutes Netzwerk kann helfen, erste Ideen zu sammeln und mögliche Startschwierigkeiten zu verhindern. Selbst die Gruppe Christians for Future als Teil der Fridays-for-Future-Bewegung kann eine mögliche Anlaufstelle sein. Auf deren Website ist eine Checkliste zur Nachhaltigkeit in der Gemeinde zu finden: Checkliste Nachhaltigkeit in der Gemeinde – Christians 4 Future. Dies sei aber nur als eines von vielen Beispielen erwähnt.
Das ökumenische Siegel „Faire Gemeinde“
Seitens des Erzbistums Berlin, der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und des Ökumenischen Rats Berlin-Brandenburg gibt es das ökumenische Siegel „Faire Gemeinde“. Es ist eine „Auszeichnung für Kirchengemeinden, Einrichtungen und Werke, die sich durch ihr Handeln für Nachhaltigkeit und globale Gerechtigkeit einsetzen“ (Die Idee – Faire Gemeinde (faire-gemeinde.org). Gerade der Schritt vom Wissen zum Handeln stellt viele Kirchengemeinden vor eine große Herausforderung und nicht selten regiert das Gefühl der Ohnmacht gegenüber den globalen Herausforderungen. Das besagte Siegel vermittelt daher einen niederschwelligen Ansatz, sich umfassend mit dem Thema Schöpfungsbewahrung zu beschäftigen und es langfristig in der Gemeinde zu verorten. Über eine Checkliste mit den vier Überschriften „Bewusst konsumieren“, „Nachhaltig wirtschaften“, "Global handeln“ und „Sozial handeln“ wählt die Gemeinde die Maßnahmen aus, mit denen sie sich beschäftigen kann: Faire-Gemeinde-Broschuere.pdf. Eigene Ideen können selbstverständlich ebenfalls eingebracht werden. Ein/Eine „Fairnessbeauftragte/r“ behält die Aktivitäten im Blick. Am Ende des Prozesses steht ein Selbstbericht der Gemeinde zu den ausgewählten Maßnahmen.
Das Siegel ermöglicht es der Gemeinde, sich mit dem eigenen Status Quo auseinanderzusetzen und sich auf den Weg zu machen, um sich kontinuierlich und messbar nachhaltig zu entwickeln. Zudem ist es elementar, die gesamte Gemeinde in dem Prozess miteinzubinden, d.h. „interne Kommunikation an allen Ecken“. Nachhaltigkeit geht nur zusammen.
Schöpfungsbewahrung als Querschnittsthema
Schöpfungsbewahrung bzw. Nachhaltigkeit soll keineswegs ein Aspekt sein, der am Rande steht. Er stellt ein Querschnittsthema in der Gemeindearbeit dar, da es viele Bereiche umfasst: von der Küche bis zur Beschaffung von Büromaterialien, vom ökologischen Umgang mit Grünflächen über die Instandhaltung der Gebäude bis zum Energiemanagement. Doch vor allem in der Verkündigung sollte Schöpfungsbewahrung ihren Platz haben.
Es steht außer Frage, dass dies eine große Herausforderung für die Kirchen und für die einzelnen Gemeinden darstellt. Die Möglichkeiten und Ressourcen sind in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. Aber es ist eine Chance, um den Gemeindeaufbau zu fördern und mit diesem Thema gerade junge Menschen und Familien anzusprechen und auch als ganze Gemeinde zusammenzuwachsen. Es ist eine Chance, mit Nachbarinitiativen auch ökumenisch in Kontakt zu treten und zu kooperieren. Viele positive Beispiele von anderen können helfen, Mut zu fassen und mit kleinen Schritten zu beginnen.
Quellen:
schoepfungsleitlinien2011_final.pdf (bistum-regensburg.de) ; Checkliste Nachhaltigkeit in der Gemeinde – Christians 4 Future
Die Idee – Faire Gemeinde (faire-gemeinde.org) ; Faire-Gemeinde-Broschuere.pdf